Weihnachten steht vor der Tür, seit dem 1. Advent läuft der Adventskalendercountdown. Das bedeutet für die Stadtkapelle Lahr Hochsaison. Musikalisch stimmt das Orchester auf das Fest ein und veranstaltet eine kleine Weihnachtstour mit internationalen Christmassongs und traditionellen Weihnachtsweisen.
Die Tour beginnt für die Lahrer Musiker am Samstag, 7. Dezember 2024. Um 11 Uhr spielt das Orchester auf dem Lahrer Schlossplatz bei der Aktion „Lichtblicke“ der Lahrer Werbegemeinschaft.
Am Sonntag, 8. Dezember 2024, reist die Stadtkapelle nach Gengenbach, um dort ab 15 Uhr das Rahmenprogramm des „Gengenbacher Adventskalender“ zu gestalten.
„Komm sing mit“ heißt es am Freitag, 20. Dezember 2024, um 18 Uhr auf dem Schlossplatz, wenn die Stadtkapelle gemeinsam mit dem Gospelchor Golden Harps weihnachtliche traditionelle Weisen zum Mitsingen anstimmt.
An Heilig Abend besucht die Stadtkapelle Lahr ab 9 Uhr musikalisch soziale Einrichtungen und Ehrenmitglieder des Vereins.
Das Saxophonensemble des Vereins spielt am Samstag, 14. Dezember 2024, um 18 Uhr beim Doppelkonzert der Trachtenkapelle Nordrach in der dortigen Pfarrkirche St. Ulrich.
Und täglich gibt es weihnachtliche musikalische Grüße der Stadtkapelle Lahr für zu Hause und unterwegs. Hier auf der Website öffnet sich jeden Tag ein musikalisches Türchen eines Adventskalenders.
Nie im Leben… Zumindest nicht bei der Stadtkapelle Lahr und da bin ich sehr erleichtert
Unbedingt erwähnen möchte ich noch, dass die Musiker, bis auf ihren Dirigenten, Hobbymusiker sind, die sehr viel Zeit und Engagement und Herzblut in verschiedene Projekte stecken. Nicholas Reed, man könnte ihn als realistischen Perfektionisten bezeichnen, schafft es, das vorhandene Potential zu erkennen, zu nutzen und eine Kapelle zu formen, deren Leistungsniveau über das einer „normalen Stadtkapelle“ weit hinausgeht.
Chrysanthemen Gala der Stadt Lahr
Stadtkapelle Lahr e.V. Musikalische Leitung: Nicholas Reed
Parktheater Lahr, 26. Oktober 2024
von Kathrin Beyer
Alljährlich, Ende Oktober, bringt ein Blumenfestival für zwei Wochen traumschöne Farben in den trüben Herbst und viele, viele Menschen in meine kleine Stadt.
Diese wird mit tausenden Chrysanthemen geschmückt; kreativ, bunt, besonders, phantasiereich.
Darum herum wird ein umfangreiches Kulturprogramm auf die Beine gestellt, das mir Respekt abnötigt.
Gestartet hat dieses Programm gestern Abend mit der traditionellen Chrysanthemen Gala, gestaltet von der hiesigen Stadtkapelle.
Wenn ich ganz ehrlich sein möchte, muss ich zugeben, dass ich Blasmusik meist mit Radetzkys und anderer Märsche in Verbindung brachte. Diese erzeugen bei mir eine Gänsehaut; keine wohlige. Wenig überraschend also, dass ich diese Musik lange Zeit mied.
Voreilig, wie mir unterdessen klar ist.
Ein Freund, der in der Stadtkapelle mitspielt, lud mich zu einem Konzert ein, das ist schon viele Jahre her. Ich hielt mich mit meiner unausgegorenen Meinung zurück und machte mich lustig über die „Marschmusik“. Er ließ nicht locker und ich mich überreden…
Und so lernte ich die symphonische Blasmusik kennen.
Die Stadtkapelle Lahr hat sich von Anbeginn überwiegend auf anspruchsvolle symphonische Musik spezialisiert.
Das gestrige Programm war entsprechend ambitioniert:
Fanfare – The Benefaction from Sky an Mother Earth vonSatoshi Yagisawa
First Suite in Es- Dur for Military Band vonGustav Holst (1. Satz: Chaconne, 2. Satz: Intermezzo, 3. Satz: March)
Shenandoah Arrangement: Omar Thomas
Suite from Hymn of the Highlands vonPhilip Sparke
Illumination vonDavid Maslanka
The last letter from Murdoch vonMasanori Taruya
At World’s End (Symphonic Suite from Pirates of the Caribbean) vonHans Zimmer
80er KULT(tour)2 Arrangement: Thiemo Krass
Mars der Medici vonJohan Wichers
Die Fanfare, mit ihrer sanften Einleitung, dem sich anschließenden Choral und dem kraftvollen Finale, war als Auftakt klug gewählt und machte sofort Lust auf mehr.
Das zweite Stück ist praktisch der Urvater oder die Urmutter der Symphonie für Blasorchester, welche bis dorthin schlichtweg „normale“ Symphonien spielten und notgedrungen die Streicher wegließen. Nicht sehr befriedigend für Musiker und Zuhörer, befand Gustav Holst und komponierte das erste symphonische Stück für Blaskapellen im Jahr 1909. Es besteht aus drei Sätzen, die, wie der Komponist wissen lässt, ohne Pause nacheinander folgen sollen, da sie ein Ganzes bilden. Das gestrige Publikum wusste dies wohl nicht und bedachte nach dem ersten Satz die beachtliche musikalische Leistung mit Beifall, der Dirigent bat mimisch (sehr freundlich!) um Unterlassung und infolgedessen konnte den Anweisungen Holsts Folge geleistet werden. Es ist ein beeindruckendes Musikstück und wurde ebenso umgesetzt!
Mein persönliches Highlight war der sechste Teil. Dieser „letzte Brief“ ist ein von einem Titanic-Offizier geschriebener fiktiver Brief, vermutlich kurz vor dem Untergang des Schiffes. Das Werk ist außergewöhnlich emotional, von heiter bis erschütternd. Bilder von der Titanic, bis zu ihrem Untergang, verstärken die Emotionalität.
Die Filmmusik von „Fluch der Karibik“ veranlasste die Zuhörer, in Begeisterungsstürme auszubrechen.
Dies gilt ebenso für den 80er Kult…, insbesondere Major Toms „Völlig losgelöst…“ war den Menschen noch gut im Gedächtnis, der Fußball-EM sei Dank!
Ein Marsch muss wohl sein, und er kam am Ende des Programms. Ich bin dankbar, dass ich nicht mit ihm im Ohr heimgeschickt werde.
Das Publikum feiert die Stadtkapelle (zu Recht) stürmisch und so gibt es zwei Zugaben.
Das Coldplay Medley bejubeln insbesondere die jüngeren Zuhörer, meine Enkelin wurde hier noch einmal richtig wach.
Leonard Cohens „Hallelujah“ zelebriere ich, mit meiner Handy-Taschenlampe…
Unbedingt erwähnen möchte ich noch, dass die Musiker, bis auf ihren Dirigenten, Hobbymusiker sind, die sehr viel Zeit und Engagement und Herzblut in verschiedene Projekte stecken. Nicholas Reed, man könnte ihn als realistischen Perfektionisten bezeichnen, schafft es, das vorhandene Potential zu erkennen, zu nutzen und eine Kapelle zu formen, deren Leistungsniveau über das einer „normalen Stadtkapelle“ weit hinausgeht.
Es war ein beeindruckender Abend, Chapeau und Hallelujah!
Kathrin Beyer, 27. Oktober 2024, für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Zwei erfolgreiche Konzerte liegen hinter der Stadtkapelle Lahr. Das Orchester hat Lahrs Farben bei der Mid Europe in Schladming vertreten und bei einem Open-Air-Konzert und einem sinfonischen Hallenkonzert überzeugt.
Die Stadtkapelle hatte Werke im Programm, mit denen sie bereits in Lahr bei der Chrysanthemengala das Publikum begeisterte. Dirigent Nicholas Reed hatte sein Orchester auf zwei Konzerte vorbereitet, ein unterhaltsames OpenAirKonzert und ein sinfonisches Konzert in Schladmings Kongresszentrum.
Das MID Europe Festival zählt zu den größten Blasmusikfestivals weltweit und präsentiert die Vielfalt der Orchestralen Blasmusik.
Über 1500 Teilnehmer aus 15 Nationen weltweit sind nach Schladming gereist und haben in fünf Tagen bei mehr als 20 Hallenkonzerten, rund 20 Open-Air-Konzerten und mehreren Kirchenkonzerten die Vielfalt der Blasmusik präsentiert. Es erklangen symphonische Werke aber auch Rammstein funktioniert auf Blasmusikinstrumenten. Zu den vielen Höhepunkten zählten auch die Auftritte des Weltjungend- und des Welterwachsenen-Orchesters.
Neben den musikalischen Höhepunkte und den musikalischen Austausch genossen die rund 70 Lahrer Musikerinnen und Musiker die Faszination des Dachsteinsgebiets, erklommen Klamms und wandelten über Sky Walks, Hängebrücken und durch einen frostigen Eispalast.
Endrik Baublies – Lahrer Zeitung vom 17. Juni 2024
Die Lahrer Stadtkapelle und das Freiburger Ensemble Aventure haben am Samstag im Parktheater und im Stadtpark mit einem sehr gelungenen Experiment überzeugt. „The Planting Chronicles“ hat den Rahmen eines konventionellen Konzertes gesprengt. „The Planting Chronicles“ – das dritte Experiment der Stadtkapelle in vier Jahren – ist eine Weiterentwicklung der „Stillen Skulpturen“ (ebenfalls mit dem Ensemble Aventure) und dem „Kirchenkonzert“ in Sancta Maria. Komponist Daniel Smutny und Nicholas Reed, Dirigent der Stadtkapelle und Mitglied des Ensembles Aventure, haben vor der jüngsten Veranstaltung eine kurze Einführung gegeben.
Die Idee, die hinter „The Planting Chronicles“ steckt, ist es, gewohnte Strukturen und damit verbundene Hörgewohnheiten radikal zu hinterfragen. Die Pflanzenchroniken (so die deutsche Übersetzung) lassen sämtliche Konventionen im Bereich Harmonie hinter sich. Ein Mittel dafür sind unterschiedliche Klangzentren und die damit verbundenen Abstände. Je nach Standort erlebten die Zuhörer sehr verschiedene Klangbilder. Klassische Musikinstrumente bieten zudem viele Möglichkeiten, Töne zu erzeugen, die gar nicht nach Klarinette, Trompete oder Saxofon klingen. Auch da überzeugte das Ensemble restlos. In einem Fall klang eine Collage fast nach einem unerlaubten Motorradrennen.
„The Planting Chronicles“ waren gleichzeitig eine ausgefeilte Choreografie und ein taktgenaues Mit- oder Gegeneinander von maximal neun Gruppen, die den Park im Extremfall zwischen der Villa Jamm und dem Musikpavillon gleichzeitig bespielten. Der besondere Reiz – hier bot vor allem der weitläufige Stadtpark reichlich Gelegenheit – war die Möglichkeit für die Zuschauer, den Standpunkt zu wechseln und eine ganz andere Art von Klang zu erleben.
Das begann mit dem dritten von sieben Sätzen: „The Squill of Peru“ (deutsch: peruanischer Blaustern). Vier Gruppen bespielten die zwei Foyers des Theaters, die Garderobe und den Platz vor dem Haupteingang. Das Treppenhaus im hinteren Teil des mittleren Foyers war der ideale Platz, um so viel wie möglich von zumindest drei Gruppen gleichzeitig zu erleben.
Auch ein Pfau wird zu Teil der Inszenierung Die Instrumentalisierung der einzelnen Gruppen spielte ebenfalls eine Rolle. Trommeln und Hörner gehörten zum Ensemble vor dem Eingang. Das war auch in den Foyers nicht zu überhören.
Nahezu unwirklich war eine Szene im Park. Auf der Wiese vor dem Labyrinth hatten sich Posaunisten postiert. Einer der Musiker hatte die Stoppuhr im Auge – unabdingbar für die Choreografie. Das Ensemble folgte den Anweisungen – und an einer ganz anderen Stelle, von der Wiese aus nicht zu sehen – waren die passenden Töne zu hören. Die Klänge passten exakt zur sichtbaren Gruppe, die noch nicht spielte.
Das Ensemble wiederholte nach „Soistice“ (Sonnenwende) die Sätze in absteigender Folge. „Wallflower of Eichstätt“ (Goldlack) unterschied sich im zweiten Teil des Wandelkonzertes erheblich von der gleichnamigen Collage, nur durch völlig andere Positionen der Musiker.
Die Vielfalt der Klangfarben blieb in den meisten Sätzen erhalten, auch wenn Harmonien nahezu ausgeblendet waren. Zu einem geringen Teil wurden die Instrumente auch konventionell gespielt, und ungewohnte Instrumente, zum Beispiel riesige Federn, die aus der Lkw-Sparte stammen, rundeten die Collagen ab. Im Park waren es dazu Geräusche, die nicht vorhersehbar waren. Beide Ensembles wussten, dass der Pfau sein Hoheitsgebiet mit seinem schrillen und alles andere als harmonischen Pfeifen verteidigen würde. Die Zuhörer wurden da nicht enttäuscht.
Der Mut und die Fähigkeit der Lahrer Musiker, restlos alle Konventionen bei den Pflanzenchroniken über Bord zu werfen, waren – nach den zwei bereits sehr erfolgreichen Installationen – tatsächlich eine weitere Steigerung. Auch wenn das noch vor einem Jahr kaum vorstellbar gewesen war. Schade war allerdings, dass das Parktheater bei der Ouvertüre „Spring Snowflake“ (Frühlingsknotenblume) und „Windflower“ (Buschwindröschen), den ersten beiden der sieben Sätze, nur etwa zur Hälfte gefüllt war. Seine Wiedergänger zum Finale erlebten sogar noch weniger Zuhörer. Dabei gab es am Ende noch ein ganz besonderes Bonbon: Die Saaltüren, geöffnet und geschlossen, waren Teil der abschließenden Installation